Ruhr Nachrichten: Gegen Kriege: Viele Leute kommen zum Friedensgebet

 

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Gegen Kriege

Viele Leute kommen zum Friedensgebet 

02.08.2014 - BOCHUM Angesichts der zahlreichen bewaffneten Konflikte und Kriege, die derzeit in der Welt vorherrschen, stockt auch Bochum der Atem. Vollkommen tatenlos zusehen wollen die Gemeinden allerdings nicht, und so riefen der evangelische Kirchenkreis und die katholische Stadtkirche Bochum und Wattenscheid zum Friedensgebet auf. 

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Der Andrang war groß. Die 40 vorbereiteten Liedblätter waren bald vergriffen, die Pauluskirche gut gefüllt. Der Drang, wenigstens irgendetwas zu tun, ist bei der Bevölkerung also durchaus vorhanden.

?Wir glauben an die Kraft des Gebets?, so Lothar Gräfingholt von der katholischen Stadtkirche. Andere demonstrierten, man selbst bete eben.

Aktuelle und vergangene Kriege

Thema sollten an diesem Tag nicht nur die aktuellen Kriege sein, wenngleich diese doch den zentralen Punkt des Friedensgebets darstellten, sondern auch das Gedenken an den ersten Weltkrieg vor einem Jahrhundert.

?Es ist wichtig, immer wieder aufzuzeigen, wie schrecklich Kriege sind?, sagte Gräfingholt. Der Erste Weltkrieg nimmt dabei eine besondere Position ein: ?Ich hatte den Ersten Weltkrieg ehrlich gesagt lange Zeit gar nicht wirklich in meinem Kopf. Das kam erst dieses Jahr durch die zahlreichen Veranstaltungen anlässlich der 100. Jährung des Beginns des Weltkriegs?, so der Katholikenratsvorsitzende.

Kooperationen

Für die Opfer des ersten Weltkrieges wurde beim Friedensgebet eine Schweigeminute eingelegt. Fürbitten und Gebete sollten die aktuellen Auseinandersetzungen religiös kommentieren. Ein Brief aus Donezk hatte dabei ebenso Platz wie zahlreiche Worte Papst Franziskus? zu den Unruhen der Welt.

Bei einem, sehr erfolgreichen, Friedensgebet soll es dabei allerdings nicht bleiben. Man wolle in Zukunft auch wieder Kooperationen mit der muslimischen und jüdischen Gemeinde schaffen, erklärt Gräfingholt. Bereits früher habe es solche gemeinsamen Aktionen gegeben, diese seien durch personelle Wechsel dann allerdings nicht mehr zustande gekommen.

Nach dem Andrang bei diesem ersten Versuch, mit Gebet gegen Gewalt vorzugehen, scheint der Plan, eine solche Aktion wieder halbjährlich stattfinden zu lassen, allerdings nicht utopisch. 

Autor: Benjamin Hahn

 

Der Westen: Menschen fliehen massenhaft aus Bochums Partnerstadt Donezk

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Menschen fliehen massenhaft aus Bochums Partnerstadt Donezk
Bochum, 20.07.2014

Bochum.  Die Situation in Bochums ukrainischer Partnerstadt Donezk spitzt sich zu. Nach neuesten Informationen flüchten die Menschen massenhaft aus der Stadt. ?Bis zu 100.000 Bürger haben Donezk verlassen?, so der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer. Bis zu 2000 Separatisten halten sich derzeit in Donezk auf.

Der seit Monaten schwelende, mehr und mehr einem Krieg ähnelnde Konflikt zwischen pro-russischen und pro-ukrainischen Kräften in Bochums Partnerstadt Donezk spitzt sich Tag für Tag zu. Nach neuesten Informationen des SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer flüchten die Menschen zurzeit massenhaft aus der Stadt. ?Bis zu 100.000 Bürger haben Donezk bereits verlassen?, sagt Schäfer, der Kontakt zum Generalkonsulat in Donezk hat. Nach Angaben Schäfers halten sich momentan bis zu 2000 schwer bewaffnete Separatisten in Donezk auf; ihre Lager haben sie in Gebäuden, die mit Sandsäcken gesichert sind.

Aus der Stadt im Osten der Ukraine vertrieben wurde mittlerweile auch Bürgermeister Olexandr Lukjantschenko. ?Ihm wurde ein Ultimatum gestellt?, berichtet Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz auf Anfrage der WAZ. ?Er solle die Separatisten unterstützen, ansonsten könnte es schwierig für ihn werden, wurde Lukjantschenko mitgeteilt.?

MdB Schäfer setzt auf Diplomatie
Mittels Kontakten zwischen den Verwaltungen von Bochum und Donezk und über den Partnerschaftsverein, die Gesellschaft Bochum-Donezk, ist Scholz gut und aktuell unterrichtet: ?Mittlerweile wurden auch einige Hilfsdienste eingestellt, weil die Menschen Sorge hatten, dass sie beschossen werden. Es ist alles einfach schrecklich.?

?Unser humanitäre Hilfe und unser Hilfsgütersammlung in Bochum setzen wir aber auf jeden Fall fort?, sagt indes Monika Grawe, die 2. Vorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk. Zurzeit sammelt sie Spenden für den nächsten Hilfstransport. Grawe bestätigt, dass die Hilfsangebote der Gesellschaft in Donezk zurzeit weitgehend ruhen. Für die Fahrer des Projektes ?Essen auf Rädern? habe zuletzt Lebensgefahr bestanden. Und auch die Bewohner der ?Sonnenstadt?, einem Haus, in dem Straßenmütter mit ihren Kindern leben, seien mittlerweile aufs Land gezogen. ?Der Standort in der Nähe des Bahnhofes war einfach zu gefährlich?, so Grawe.

Abgerissen ist in dieser Woche der direkte Kontakt nach Donezk. ?Unsere Dolmetscherin Natascha Kaftannikowa ist mir ihrer Enkelin ans Schwarze Meer gefahren. Alle haben nur noch Angst?, sagt Grawe. Ständig seien in der Stadt Raketeneinschläge zu hören gewesen. Bei einem Telefonat Donnerstagabend habe Natascha ?nur noch geweint?.

Axel Schäfer setzt trotz der nahezu aussichtslosen Situation immer noch auf den Erfolg der Diplomatie. Außenminister Walter Steinmeier (SPD) suche das Gespräch. Schäfer: ?Das Dilemma momentan aber ist, dass die Separatisten die Angebote nicht annehmen. 

 Autor: Andreas Rorowski 

Der Westen: Bange Blicke Richtung Donezk

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LOKALES

Bange Blicke Richtung Donezk

15.03.2014

Vor kurzem war sie in Essen. Als Dolmetscherin begleitete Natascha Kaftannikowa sechs Architekten, Ingenieure und Ärzte, die sich in am Klinikum informierten. Denn in ihrer Heimatstadt Donezk, der Partnerstadt Bochums, soll eine Klinik für Onkohämatologie und Knochenmarktransplantation entstehen. ?Ich habe damals einen Anruf meiner Freunde aus Bochum bekommen, ich solle doch bleiben?, berichtet die 61-Jährige am Freitagnachmittag am Telefon. Schon da war die Lage in der Ukraine bedrohlich.

Jetzt ist sie wieder gefährlich. Auch und gerade in Donezk, wo Donnerstagnacht pro-ukrainische und pro-russische Kräfte auf dem zentralen Lenin-Platz aneinander gerieten und es Tote gab. Bis vor zwei Tagen hätten sich die beiden Lager nur gegenüber gestanden. Nun kommt es zum offenen Konflikt. Die Miliz war offenkundig überfordert. ?Vielleicht waren es auch zu wenige?, vermutet die Rentnerin, die immer noch an der Universität Germanistik lehrt und als Dolmetscherin arbeitet. Die Rente ist nicht gerade üppig, und im vergangenen Monat wurde sie nur zu einem Teil ausgezahlt.

Nationalistische Tendenzen

Es sind schwierige Zeiten in der Ukraine. Nationalistische Tendenzen habe es immer gegeben, sagt Natascha Kaftannikowa. Im Westen seien russisch-sprachige Ukrainer wie sie nie wohl gelitten gewesen. Aber nun, da rechte Populisten der Regierung angehörten und es zumindest im Westen verboten sei, russisch zu sprechen, verschärfe sich die Lage. Gewalt ruft Angst und Unverständnis hervor. Die aus dem Westen, und die Gewalt, mit der Russland reagiere. ?Niemand meiner Freunde in Donezk möchte zu Russland, aber auch nicht zu diesem Westen der Ukraine?, sagt die Dolmetscherin. ?Alle haben Angst vor dem Westen.?

Auch die russische Verwandtschaft habe angerufen und sie eingeladen, zu kommen. Das sei es sicherer. ?Aber hier ist meine Familie, mein Zuhause?, sagt Natascha Kaftannikowa. Dennoch: Angebote wie diese täten gut. Auch das aus Bochum. So wie die Hilfen, die es über die Gesellschaft Bochum-Donezk seit langer Zeit gibt. ?Wir sind alle richtig krank vor Sorge?, sagt Monika Grawe, zweite Vorsitzende des Partnerschaftsvereins. Am Freitag hat sie mit ihrer Freundin telefoniert. Viel mehr ist momentan nicht auszurichten.

In Donezk ist für diesen Samstag ist eine neue Kundgebung auf dem Lenin-Platz angekündigt, berichtet Natascha Kaftannikowa. Ob sie hin gehen werde? ?Um Gottes Willen, nein.? Nicht nur aus Angst. Sie hat auch den Eindruck, dass da keine Bewohner von Donezk demonstrieren, sondern beide Lager Protestierende mit Bussen herankarren. ?Die Menschen in Donezk wollen ihre Ruhe haben.? Gesprochen werde nur noch selten über die politischen Konflikte, zu groß sei die Anspannung der vergangenen Wochen.

Am liebsten sähen sie es, wenn es eine einige, eigenständige Ukraine gäbe. ?Aber das mit der neuen Regierung und der Beteiligung von Rechten wohl kaum noch möglich. Es ist schwierig.?

Der düstere Ton, indem Natascha Kaftannikowa das sagt, lässt nur erahnen, welche Sorgen sie und die Menschen in Donezk umtreibt. ?Wir müssen jetzt abwarten, was das Referendum am Sonntag auf der Krim ergibt?, sagt sie. Und sie fürchtet, dass es nichts Gutes sein wird.

Andreas Rorowski

Der Westen: Bochum macht sich große Sorgen um ukrainische Partnerstadt Donezk

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STÄDTEPARTNERSCHAFT

Bochum macht sich große Sorgen um ukrainische Partnerstadt Donezk

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Pro-russische Demonstrationen gibt es auch in Donezk - ein Bild vom vergangenen Samstag                                                                         Foto: dpa

03.03.2014

Bochum.  Seit 1987, noch vor Gründung der Städtepartnerschaft, unterhält die Gesellschaft Bochum-Donezk Kontakt in die Millionenstadt im Osten der Ukraine. Die angespannte politische und wirtschaftliche Lage dort bereitet den Ukrainern ebenso Sorgen wie deren Freunden in Bochum.

Jutta Kreutz ist beunruhigt. Vor drei Tagen hat sie zuletzt mir ihrer Freundin in Bochums Partnerstadt Donezk telefoniert. Da war die Situation im Osten der Ukraine schon angespannt genug. Aber jetzt hat sie sich noch verschärft, die Nachrichtenagenturen berichten von Säbelrasseln rund um die nahe gelegene Halbinsel Krim. ?Die Sorgen in Donezk sind groß?, weiß die Vorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk. ?Die Leute hören Tag und Nacht Nachrichten und versuchen sich auf verschiedenen Wege über die Lage im Land zu informieren.? Auch sie selbst, die Vorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk e.V., verfolgt aufmerksam die Nachrichten und macht sich Gedanken über die Situation ihrer Freunde und Bekannten.

Besorgniserregendes hat Sergej Jakubenko, Direktor des Donezker Fonds für soziale Unterstützung und Mildtätigkeit, vergangene Woche in seiner E-Mail an die Gesellschaft Bochum-Donezk geschildert: ?In dieser sehr unruhigen Zeit verschärfte sich in vielen Gebietsstädten die Auseinandersetzung zwischen den einfachen Menschen und Vertretern der Macht. Diese Unruhe ergriff viele Organisation wie die unsere.?

Wirtschaftliche Lage ist beunruhigend

Von offizieller Seite werde zur Ruhe aufgerufen ?und die Polizeikräfte lassen keine Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern politischer Kräfte zu?. Dennoch veranstalteten an jedem Wochenende verschiedene Organisationen Meetings in der Stadt. Beunruhigend sei die wirtschaftliche Lage. Das Metallurgische Werk und die Zechen ?arbeiten nur mit halber Kraft. Die Menschen fürchten, die Arbeit zu verlieren?.

Schon vor der sich aktuell zugespitzten Lage war die Situation in der Ukraine schwierig genug. Offiziell heißt es zwar, Hilfe aus dem Westen werde nicht benötigt, weshalb etwa die Transporte aus Bochum immer wieder lange vom Zoll unter Verschluss gehalten und spät, manchmal erst nach 90 Tagen, frei gegeben werden. Aber neben Reichen gebe es viele armen Menschen, schildert Jutta Kreutz.

Hilfepakete, die aushelfen sollen

Gesellschaft-bochum-donezk-ev-jutta-kreutzSie war erst im September mit einer 13-köpfigen Gruppe zu Besuch in Donezk und erzählt ein Beispiel: ?Meine Freundin war Dozentin an der Universität und bekommt umgerechnet 90 bis 100 Euro Rente im Monate. Aber die Lebensmittelpreise sind mit denen bei uns vergleichbar. Ich frage mich immer, wie geht das??

Hilfspakete, die sie persönlich schickt, enthalten daher immer vor allem auch Haushalts- und haushaltsnahe Waren. ?Keine Lebensmittel, die sind nicht erlaubt.? Aber von Seife bis Müllbeuteln so ziemlich alles, was in einem Haushalt gebraucht wird.

Kleider und andere Güter werden mit den regelmäßigen Hilfstransporten geschickt, die die Gesellschaft Bochum-Donezk auf die Reise schickt und für deren Unterstützung sie Stadt wirbt. Da der letzte Transport aber schon vor vielen Wochen vor Ort angekommen, aber immer noch nicht frei gegeben worden ist, ruht in Bochum momentan die Sammlung für den nächsten Transport.

Im Lager stapeln sich schon die Waren, die eigentlich bald auf die Reise geschickt werden sollten. ?Wir warten täglich?, hofft Sergej Jakubenko im fernen Donezk auf die Genehmigung aus Kiew, endlich die Hilfslieferung in Empfang zu nehmen. Dann erst bestehe wieder das Recht, einen Antrag für einen neuen Transport zu stellen. Allerdings habe sich ?die Wirtschaft so verschlechtert, dass wir weniger finanzielle Unterstützung erhalten und wir deshalb nicht so schnell das Geld für Transportkosten aufbringen können?.

Die Lage ist nur schwer zu beurteilen

Weil das Geld knapp ist, blieb schon der obligatorische Gegenbesuch aus Donezk in Bochum vor zwei Jahren aus. Auch in diesem Jahr wird aus diesem Grund womöglich keine Delegation nach Deutschland kommen. ?Die Leute können das einfach nicht bezahlen?, sagt Jutta Kreutz. Unbeschadet einer politischen Ausrichtungen, große Teile der östlichen Ukraine sind eher Russland-orientiert, interessierte sie daher im Moment vor allem eines: ?Bekommen wir weiterhin unser Gas? Und das kommt nun mal aus Russland.?

Gehört habe sie freilich, dass selbst in eher pro-russischen Städten wie Saporischschia oder Dnejpropetrowsk die Sympathie für die neue ukrainische Regierung wachse. ?Wie die Lage wirklich ist, ist von hier aus aber nur schwer zu beurteilen?, räumt Kreutz ein.

Telefonleitungen stehen noch

Sie selbst ist froh, wenigstens telefonischen Kontakt halten zu können. Zumindest bislang funktionieren die Leitungen noch.

Im März 1987 gegründet und damit noch vor der offiziellen Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen den ?Revierstädten?, kümmert sich die Gesellschaft Bochum-Donezk e.V. seit langem um Kontakte in die gut 2600 Kilometer entfernt gelegene Millionenstadt und hilft vor allem mit caritativen Projekten.

Andreas Rorowski

 

Center.tv dokumentiert das Beladen eines Hilfsgütertransportes bei der Gesellschaft Bochum-Donezk e.V.

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Center.tv zeigt täglich neue Berichte, Bilder und Impressionen aus allen Teilen des Ruhrgebiets. Im November 2009 besuchte ein Kamerateam die Sammelstelle der Gesellschaft Bochum-Donezk e.V. und dokumentierte das Beladen eines Hilfsgütertransportes und die Modalitäten darum herum. Den Film finden Sie hier:

Quelle: center.tv

Autor: Florian Wels

Hilfe aus Bochum muss weiter fließen

22_Donezk-GesellschaftWenn die Überlebensrate der leukämiekranken Kinder in Donezk mittlerweile bei rund 80 Prozent liegt, dann ist das auch ein Verdienst der Hilfe aus der Partnerstadt Bochum. Doch diese Erfolgsbilanz ist für die Gesellschaft Bochum-Donezk kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen - im Gegenteil: In Zeiten von Hartz IV fließen die Spendengelder weniger großzügig, während die Krankheitsbilder der Kinder immer komplexer werden. Mit der traditionellen Tombola auf dem Weihnachtsmarkt trommeln die ehrenamtlichen Helfer am Wochenende für das Hilfsprojekt. Und Chefärztin Dr. Katharina Vilchevskaya von der onkologischen Klinik in Donezk informierte jetzt in Bochum über die Situation in ihrer Heimat.

Für die krebskranken Kinder zählt jeder "Spenden-Euro"
Heilungschancen haben sich verbessert, doch Therapie bleibt oft unbezahlbar

Einmal pro Jahr reist Dr. Katharina Vilchevskaya aus der Ukraine nach Bochum - doch ihre Besuche sind viel mehr als reine Routine: Aus erster Hand kann sie von den Entwicklungen an der Klinik für leukämiekranke Kinder in Donezk berichten - von Fortschritten, Lichtblicken, aber auch von den Schwierigkeiten des Alltags.

Denn die ?orange Revolution? in der Ukraine hat die großen Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden, kaum erfüllen können: "Für uns hat sich in der Zusammenarbeit wenig geändert, aber für die Klinik ist es vor Ort schwieriger geworden", weiß Margrit Mizgalski von der Gesellschaft Bochum-Donezk.

Mit den Spendengeldern, die die Initiative für die Kinderkrebsklinik seit 1992 sammelt, werden vor allem wirksame Medikamente angeschafft. "Inzwischen produzieren alle großen Pharmafirmen selbst in der Ukraine, so dass keine Importe mehr nötig sind und die Medikamente vor Ort gekauft werden können", erläutert Mizgalski. Hilfsmittel wie Spritzen, Kanülen oder OP-Handschuhe werden aber weiterhin aus Deutschland per Hilfstransport nach Donezk gebracht.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Weiterbildung von ukrainischen Ärzten und Pflegepersonal in Deutschland. Medizinisch betreut wird das Hilfsprojekt von Professor Havers, dem Ärztlichen Direktor der Universitätskliniken Essen. Kritische Fälle aus Donezk werden mit ihm und der Leiterin der Donezker Kinderklinik besprochen und ein Behandlungsplan erstellt.

Für die Medikamente und Hilfsmittel wird eine Bedarfsliste zusammen gestellt. "So können wir sicher stellen, dass die Spendengelder der Bochumer tatsächlich der Behandlung der kranken Kinder zukommen."

Zwar konnte die Überlebensrate der Kinder durch die Hilfe aus Deutschland von rund 5 bis 10 Prozent auf nunmehr etwa 80 Prozent gesteigert werden, doch noch immer ist die Unterstützung dringend notwendig: "Die Leukämie-Erkrankungen selbst sind im Laufe der letzten Jahren komplexer geworden", so Margrit Mizgalski. "Die Verweildauer der Kinder auf der Station ist deutlich länger geworden, die Warteliste für einen Platz auch."

Inzwischen können auch modernste Behandlungsmethoden wie Knochenmarktransplantationen in Donezk durchgeführt werden. Die Lebenschancen für die Kinder erhöhen sich - doch ihre Eltern sind nach wie vor kaum in der Lage, Behandlungen und Medikamentenkosten zu tragen - hier setzt die Unterstützung aus Bochum ein.
Um den Bedarfsplan für das kommende Jahr festzulegen, reiste Dr. Vilchevskaja jetzt für eine Woche nach Bochum und Essen. "Doch wir merken, dass es immer schwieriger wird, Spenden zu sammeln", bekommen die Initiatoren des Projektes zunehmend die angespannte wirtschaftliche Lage hierzulande zu spüren."

Es könnte sein, dass wir im nächsten Jahr mit weniger Mitteln auskommen müssen", ist Mizgalski das Bedauern deutlich anzumerken.

Mit der traditionellen Tombola auf dem Weihnachtsmarkt will die Gesellschaft Bochum Donezk noch einmal kräftig die Werbetrommel rühren: "Wir sind am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Dezember, auf dem Husemannplatz vertreten", lädt Vorsitzende Jutta Kreutz alle Bochumer zu einem Abstecher ein.

Am Samstag kommt eine Bürgergruppe aus Donezk nach Bochum und wird natürlich auch dem Stand auf dem Weihnachtsmarkt einen Besuch abstatten. Dass die Solidarität der Bochumer mit ihrer Partnerstadt nach wie vor groß ist, das möchten die Mitarbeiter der Gesellschaft Bochum-Donezk ihren ukrainischen Gästen bei dieser Gelegenheit gerne zeigen: "Die Lose für den guten Zweck kosten 50 Cent. Zu gewinnen gibt es Sachpreise - vom Frühstückskorb über Deko-Artikel und Spielzeug bis hin zu selbstgemachter Marmelade." Doch egal, welchen Gewinn man von der Tombola nach Hause trägt: Gewinner sind auf jeden Fall die krebskranken Kinder in Bochums Partnerstadt. Pe

Quelle: Stadtspiegel Bochum

Berufsschüler helfen Kindern in Donezk

spende-tech1"Ein Euro gegen die Kälte" - unter diesem Motto rief die Schülervertretung der Technischen Berufsschule I am Ostring ihre Mitschüler auf, je einen Euro zu spenden, um "ein Zeichen der Menschlichkeit" zu setzen. Insgesamt kamen so 2.600 Euro zusammen. Das Geld soll vor allem dazu dienen, in einem Donezker Krankenhaus, in dem leukämiekranke Kinder behandelt werden, erforderliche Fenster-Reparaturen zu finanzieren.

Quelle: Stadtspiegel Bochum 11.07.2013

Ein Hobby mit Geschmack

Lore_webMan nennt sie die "Marmeladenfrau". Lore Potyka hat ein seltenes Hobby: Marmeladen machen. Mehr als 70 Sorten schmücken ihren Bestand, teils selbst kreiert, teils nach bekannten Rezepten zusammengebraut. Dazu kommen noch Gelees, Marmelees und Fruchtschnitten in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Wer zum Frühstück bei den Potykas eingeladen ist, darf sich über das wohl reichhaltigste Marmeladenangebot weit und breit freuen.

Die süßen Delikatessen werden überwiegend für einen guten Zweck verzehrt, denn der Verkaufserlös geht an die Gesellschaft Bochum-Donezk, die leukämiekranken Kindern in der Ukraine hilft. Dafür steht Lore Potyka im Sommer, wenn frische Früchte und frisches Obst Saison haben, durchschnittlich fünf Stunden in der Küche, um die Massen an frischen Früchten zu waschen, zu schälen und zu entkernen. Natürlich hilft Ehemann Gert Potyka mit. Er ist Fachmann für den Dampfentsafter und das Aussieben des Fruchtfleisches sowie das "Durchnudeln" im Riesentopf. "Ich war sogar schon wegen eines Tennisarms in Behandlung", verrät der Freizeitkoch.  

Die Potykas köcheln und werkeln mit vollem (Körper-)Einsatz. "Manches Obst bekommen wir gebracht, einiges pflücken wir selber", erklärte Lore Potyka, die selber am besten weiß, wie anstrengend Marmeladen machen ist. Warum die beiden all die Arbeit auf sich nehmen und im Sommer sogar gerne auf Urlaub verzichten, ist ganz einfach: "Menschen müssen sich engagieren für die, die weniger haben." Außerdem macht es ihnen einfach Spaß.

Angefangen hat es im Jahre 1992 mit ein paar Gläsern, die erst in der Verwandtschaft und Bekanntschaft immer beliebter wurden, dann auf einem Basar einen kleinen Gewinn erzielt haben. Der Erlös ging an ein Dorfprojekt in Indien. Seitdem ist der Marmeladenbestand in Potykas Keller von Jahr zu Jahr gewachsen und hilft mittlerweile vielen kranken Kindern im Osten, auch mal etwas genießen zu können: Knapp 6 600 Euro Gewinn für die Donezk-Hilfe ergaben sich aus 660 Kilo Zucker und gut 3 300 Marmeladengläsern.

"Nach dem Schnellballprinzip erfahren immer mehr Leute von den Marmeladen", und sie scheinen immer begehrter zu werden. Kein Wunder bei dem einzigartigen Geschmack und den einmaligen Kreationen. Für Gert Potyka fast zu kreativ: "Abartige Kombinationen sind das", lacht der fleißige Mann. "Und die Leute lieben es." Er bleibt lieber bei den eher konservativen Sorten Erdbeere und Apfel, aber wer gerne ausprobiert, ist bei Lore Potyka genau richtig: Grüne Tomate mit Ingwer als extravagante Spezialität, Josta-Marmelees, Wildpflaumenmarmelade mit Banane, exotische Feigen-Aprikosen-Nuss-Mischungen nach türkischem Vorbild oder Kürbis-Orange sind nur einige der gut 100 Geschmackskombinationen - je nach Saisonangebot.  

Satt gegessen haben sich die Potykas noch nicht. "Meine Lieblingsmahlzeit ist das Frühstück", versichert Lore Potyka. Um nicht den Überblick zu verlieren, werden alle Neukreationen fein säuberlich aufgeschrieben, ansonsten klappen die Supermarmeladen aus dem "Eff-Eff". Nach Telefonaten mit der biologischen Fakultät und der Lektüre einiger Bücher über Wildfrüchte klappt das Marmelade machen wie am Schnürchen. Die Leute lieben die Leckereien, und die Kinder in Donezk lieben Lore und Gert Potyka.

Quelle: WAZ Bochum Bericht u. Fotos von Anita Horn

Emotionen, Eindrücke und Erlebnisse: Bochumer Delegation zu Gast in Donezk

donezk_05Es war ein Besuch bei Freunden: Eine hochrangige Bochumer Delegation aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Presse - allen voran OB Ernst-Otto Stüber - reiste am letzten Wochenende zu einem gut zweitägigen Besuch in die ukrainische Partnerstadt Donezk. Für Stüber war es die letzte "offizielle" Visite in seiner Funktion als Oberbürgermeister - doch die Verbundenheit mit den "Freunden" aus Donezk, die werde auch über das Ende seiner Amtszeit hinaus fortbestehen, versicherte das Bochumer Stadtoberhaupt. Für die Bochumer Gäste bot der volle Terminkalender ein Wechselbad von Eindrücken und Erlebnissen: Der beeindruckendste Moment: Der Besuch in der Klinik für leukämiekranke Kinder.

Bochumer erleben in Donezk echte Gastfreundschaft und Dankbarkeit

In der Ukraine prallen Gegensätze aufeinander - Positive Entwicklungen in den letzten Jahren

donezk_04Die Zukunft, sie hat bereits begonnen im Gusak-Klinikum inmitten der Bergbau- und Stahlstadt Donezk: Hoch oben, im vierten Stock, abgeschottet hinter dicken Türen, und mit einem eigenen Sauerstoffkreislauf hermetisch von der Umwelt abgeschottet, verbirgt sich der ganze Stolz von Klinikleiter Professor David Gin: Die nagelneuen Laboratorien, im Herbst letzten Jahres in Betrieb genommen und ausgestattet nach modernstem westlichen Standard. Doch die ukrainische Realität, sie beginnt gleich ein paar Treppen tiefer: Schlammige Wege auf dem Klinikgelände, marode Gebäude, zugige Flure und Fernwärmerohre, die mit dicken Schichten von Zeitungspapier nur notdürftig isoliert worden sind. Traum und Wirklichkeit - selten klaffen sie so weit auseinander und liegen doch so nah beieinander wie in Donezk. Davon konnte sich die Bochumer Delegation bei ihrem Besuch in der Ukrainischen Partnerstadt überzeugen.

donezk_06Die ukrainischen Partner hatten für die Bochumer Gäste ein eng gestecktes Programm vorbereitet, das Vorzeigeobjekte ebenso zeigte wie die Realität des Alltags: Moderne, zukunftsweisende Projekte wie das Sport- und Freizeitzentrum "Viktoria", das mit Nobel-Hotel, Schwimmbad, Tennisplätzen, Squashcourts und Fitnesscenter vor allem auf die Bedürfnisse einer zahlungskräftigen Klientel ausgerichtet ist, die erfolgreiche Brauerei "Sarmat" oder das Trainingszentrum des Fußballclubs "Schachtjor" auf der einen Seite; das "Bochumer Haus", mit seiner Sozialstation - getragen vom Freundeskreis Bochum-Donezk - oder die Klinik für leukämiekranke Kinder auf der anderen Seite. Und besonders hier, auf dem Gelände der Klinik, treffen Zukunftsvision und Realität hart aufeinander.
Kinder der Leukämiestation des Bezirkskrankenhauses können in der neu eingerichteten hochmodernen Laborstation mit Knochenmarkstransplantationen und Eigenbluttherapien behandelt werden. Drei kleine Patienten, so Prof. Grin, habe man bereits erfolgreich behandelt, zwei weitere bereite man auf diese Therapien derzeit vor. Im zweiten Bereich des Labors - ein "Hochsicherheitstrakt" mit modernster Filtertechnik - sei man in der Lage, Hauttransplantate für schwerst Brandverletzte, häufig verunglückte Bergleute der umliegenden Gruben, zu züchten. Zu sehen bekommen die Besucher aus Deutschland davon indes nichts.

Dankbarkeit

donezk_07Dafür aber sehen sie die kleinen Patienten der benachbarten onkologischen Kinderklinik unter der Leitung von Dr. Katharina Vilchevskaja: Rund 40 leukämiekranke Kinder werden derzeit dort behandelt, wohnen gemeinsam mit ihren Müttern in der Klinik. Und die Besucher sehen - neben der tiefen Traurigkeit ob der schrecklichen Krankheit - auch die echte Dankbarkeit in den Augen der Kinder und ihrer Mütter. Denn dank der Spendengelder für Medikamente aus Bochum, dank der Weiterbildung von Ärzten und Pflegepersonal in der Uni-Kinderklinik Essen konnte die Erfolgsquote bei der Behandlung seit 1992 von 5 - 10 Prozent auf fast 75 Prozent gesteigert werden. Das jüngste Erfolgserlebnis der Bochumer Hilfsaktionen: 19 neue Fenster - allesamt in Bochum passgenau gefertigt - trotzen jetzt dem rauhen ukrainischen Klima.
"Zum ersten Mal mussten unsere Kinder in diesem Winter nicht frieren, haben sich keine Lugenentzündung geholt", berichtet Dr. Vilchevskaja den Besuchern. Und als eine Mutter - stellvertretend für alle Betroffenen - die Dankbarkeit für die Bochumer Hilfe zum Ausdruck bringt, da stehen allen Besuchern Tränen in den Augen: "Es ist ein großer Trost für uns zu wissen, dass fremde Menschen im fernen Bochum an unsere kranken Kinder denken und Anteil an unserem Schicksal nehmen."
Das Bochumer Engagement trägt weitere Früchte: Die ukrainische Regierung hat zugesagt, Mittel für die Sanierung der Klinikgebäude zur Verfügung zu stellen. "Und wir hoffen, schon in drei Jahren so weit zu sein, dass die gesamte Klinik auf einem ähnlich hohen Standard arbeiten kann, wie unser neues Labor", blickt Professor Grin in die Zukunft. "Ich weiß, dass dies ein ehrgeiziges Ziel ist."
Konkrete Hilfe aus Bochum gibt es auch im "Bochumer Haus", einer Initiative des Pfarrers im Ruhestand Manfred Schmidt und des Freundeskreises Bochum-Donezk. Es ist Begegnungsstätte, Raum für Gottesdienste, leistet aber auch praktische Hilfe: Es dient unter anderem als Anlaufstelle für ältere Menschen des Bezirks, verteilt Kleidung und Hilfsgüter, die in Bochum gesammelt wurden, bildet Frauen zu Altenpflegerinnen aus und eröffnet ab Mai eine Diakonie-Station. Gerade erst ist wieder ein Hilfstransport aus Bochum dort eingetroffenen; die Spenden werden nun sortiert und an die Bedürftigen verteilt.

Positive Signale

donezk_02Positive Signale gab es auch für die Bochumer Wirtschaftsvertreter, IHK-Präsident Gerd Pieper, Reinhold Zimmermann, Geschäftsführer von "Zimbo" und Dr. Harry Gründer, Geschäftsführer von "Tedata", der bereits durch Kooperationen mit der Universität in Donezk engagiert ist. "Wir haben Gespräche mit örtlichen IHK geführt und dabei sehr positive Signale empfangen", so Willy Gründer.
"Die Patenschaft zwischen Bochum und Donezk wird bald 18 Jahre alt, also sozusagen "volljährig"?, zieht Ernst-Otto Stüber Bilanz. "Und wir können sehen, welche enorme Entwicklung die Stadt in all den Jahren hinter sich gebracht hat. Es ist langsam an der Zeit, dass die Beziehungen zwischen unseren beiden Städten über die humanitäre Hilfe und Freundschaftsbeziehungen hinaus gehen und sich nun langsam auch Wirtschaftsbeziehungen entwickeln, die für beide Partner fruchtbar sind."Eines steht für das Bochumer Stadtoberhaupt fest: "Bochum und Donezk verbindet eine tiefe Freundschaft. Und wer die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft mit erlebt hat, mit der wir hier empfangen worden sind, der weiß, wovon ich spreche."

Quelle: Stadtspiegel Bochum