Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter

Seit dem Sommer 2001 wird in der Ukraine die erste Entschädigungsrate an die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen ausgezahlt. Die 1. Rate beträgt ca. 65 % von 10.000 DM bzw. die entsprechende Umrechnung in EURO für KZ-Häftlinge, von 4.500 DM für in der Industrie eingesetzten ZwangsarbeiterInnen, 1.500 DM für in der Landwirtschaft und im Haushalt Beschäftigte und für mit verschleppte Kinder.
Zuerst wurden ehemalige KZ- und Ghettohäftlinge und Personen über 80 Jahre berücksichtigt. Gleichzeitig wurde die Suche nach Nachweisen über den zwangsweisen Aufenthalt fortgesetzt. Bei der Nachweisbeschaffung wurde immer mehr deutlich, dass sie sich in vielen Fällen sehr schwierig gestaltete.
Um trotzdem angesichts des hohen Alters der Betroffenen eine möglichst baldige Auszahlung der 2. Rate zu erreichen, die nach den Richtlinien des Stiftungsgesetzes erst erfolgen darf, wenn die erste Rate an alle Antragssteller ausgezahlt worden ist, sind viele Anträge auch auf der Basis der so genannten Glaubhaftmachung auf Grund von Zeugenaussagen oder persönlichen Schilderungen anerkannt worden. Die deutschen Archive leisteten hier mit großem Einsatz eine durchaus erfolgreiche Arbeit. Die ukrainische Partnerorganisation in Kiew hat unklare Fälle möglichst häufig positiv entschieden, um nicht die Auszahlung für Zehntausende zu blockieren.
Trotzdem gibt es Personen, bei denen die Antragsbearbeitung sehr langwierig und zeitaufwendig ist. Um eine opferfreundliche Regelung zu erreichen, werden weiter diese Anträge bearbeitet und gleichzeitig zu Beginn des Jahres 2004 die 2. Rate ausgezahlt.
Wie sehr die Zeit drängt und wie sehnlichst die Entschädigung erwartet wird, zeigt folgender ins Deutsche übersetzter Brief :
Liebe Frau Jachnow!
Ich schreibe Ihnen im Namen von Luba Trufanova aus der Ukraine, die in einem Konzentrationslager während des Krieges 1941-1945 war. Vor allem möchte ich Ihnen für die Hilfe und für Ihre Bemühungen danken, die Sie ihr zuteilwerden ließen. Sie war meine Großmutter. Sie hat die ganze Zeit gewartet, nachdem die Deutschen begonnen haben, eine Entschädigung zu bezahlen. Sie war sehr froh, dass Sie ihr geholfen haben [Nachweise zu erhalten W.J.].
Luba war ein sehr guter Mensch, freundlich und entgegenkommend zu jedermann. Bevor sie starb, bat sie mich, Ihnen zu schreiben und zu danken. Sie starb vier Monate nachdem sie die Hilfe von Ihnen bekommen hat [Die erste Rate von der Stiftung W.J.]. In ihrem Namen und im Namen unserer ganzen Familie möchten wir sagen: "Wir danken Ihnen sehr!!!"
Sie war eine wichtige Person in meinem Leben. Ich liebte und liebe sie sehr und ich weiß, dass Sie Ihnen und allen, die mit Ihnen zusammen arbeiten, Glück und Gesundheit gewünscht hätte. Sie wollte schreiben, als sie noch lebte. Ich war in Irland und niemand konnte ihr helfen, keiner glaubte, dass sie so bald sterben würde. Als ich dann kam, gab sie mir Ihre Adresse und bat, dass ich Ihnen schreibe.
Noch einmal vielen Dank dafür, dass Sie meine Großmutter, wenn auch nur für kurze Zeit, glücklich gemacht haben.
Danke schön!!!
Anna Trufanova 8/09/03