Hilfe in der Not
Gewalt hat Partnerstadt im Griff
05.08.2014
Wattenscheid/Bochum. Spenden für die Zeit nach dem Ende der Kämpfe in Donezk. Rundbrief an alle 6100 Beschäftigten der Stadt. Verzweifelte Mails berichten von chaotischer Lage.
Immer wieder schlagen Granaten in den Wohnbezirken ein. Die Aufnahme entstand vor wenigen Tagen.Foto:Evert-Jan Daniels/dpa
Es sind Nachrichten aus einem Kriegsgebiet, die die Ehrenvorsitzende der Gesellschaft Bochum- Donezk, Waltraud Jachnow, in diesen Tagen per Mail aus der umkämpften ostukrainischen Stadt erhält. Es schreibt etwa Sergej Jakubenko, Leiter des von Bochum aus unterstützten Sozialfonds: ?Guten Tag, liebe Waltraud, wir haben uns lange nicht gemeldet, unser Kabel war beschädigt worden und wir waren abgeschnitten.? Es folgt die Beschreibung der Situation vor Ort, von Schüssen ist Rede, von Kämpfen in der Umgebung, von Zerstörungen und Opfern. Diese Nachricht kam am 24. Juli an. Waltraud Jachnow und andere, die von Bochum aus den Kontakt in die Partnerstadt und zu den zahlreichen Hilfsprojekten vor Ort aufrecht erhalten, haben immer mehr Mühe. Telefongespräche sind schwierig. In einem seiner Mails berichtet Jakubenko von Problemen mit dem einst von Bochum aus finanzierten Opel-Transporter, der mittlerweile 200 000 Kilometer auf dem Buckel hat.
Der Wagen wird vom Sozialfonds betrieben und ist unter anderem für die Verteilung der Hilfsmittel vor Ort zuständig. Mit dem jetzt gestarteten Spendenaufruf soll etwa in naher Zukunft für ein neues Fahrzeug gesammelt werden. Derzeit werden von Bochum aus unter anderem das Projekt für leukämiekranke Kinder, ein anderes für 30 Diabetes-Kinder, humanitäre Hilfe aus dem Sozialfonds oder das Essen auf Rädern für die Ärmsten unterhalten. Der Freundeskreis, meist aus Kreisen der Evangelischen Kirche, betreut 170 Personen, darunter ehemalige Zwangsarbeiter oder deren Nachkommen.
?Etwa gibt es ein Projekt der Häuslichen Pflege mit sieben Beschäftigten, die auch in der jetzt schweren Situation ihre Arbeit verrichten?, so Horst Grabski. Autos fahren kaum, das Pflegepersonal kommt per Bus und Bahn zu den Bedürftigen, für die die Helfer oft der einzige Kontakt mit der Außenwelt sind. Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz (SPD) ist schockiert über die Entwicklung in der Partnerstadt. Sie weiß, dass es schwer ist, jetzt unmittelbar zu helfen. ?Es ist doch grauenhaft, in einer solche Stadt zu leben.?
In einem gemeinsamen, mit dem stellvertretenden Personalratsvorsitzenden Uwe Schmidt verfassten Brief an alle rund 6100 Beschäftigten der Stadt, bittet sie um Sach- und Geldspenden. Derzeit lässt die Stadtverwaltung über die Sparkasse prüfen, ob es aktuell überhaupt eine Möglichkeit gibt, Geld sicher nach Donezk zu überweisen und sicherzustellen, dass es vor Ort die richtigen Adressaten erreicht.
Autor:Andreas Rorowski