Das Bochumer Haus

Seit 2001 gibt es in Donezk ein "Haus der Begegnung" mit einem großzügigen Raumangebot mit einem Saal, mehreren Zimmern, Küche und Sanitärbereich: Das Bochumer Haus. 

Wege zum Bochumer Haus
Nach langwierigen Versuchen und vielen Gesprächen stellte der damalige Oberbürgermeister der Stadt Donezk, Herr Rybak, der Deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Donezk Räume in einem ehemaligen Kindergarten im Kiewer Bezirk der Stadt Donezk zur Verfügung. Die Renovierung der drei großen und zwei kleineren Räume, der Küche Sanitäreinrichtung und Flur mit insgesamt rund 270 qm konnte mit Geldern der evangelischen Kirche Bochum ausgeführt werden. Mit den regelmäßig von der Petri-Kirchengemeinde Bochum - Wiemelhausen abgehenden Transporten mit humanitärer Hilfe konnten die Ausstattungsgegenstände für das Projekt "Bochumer Haus" nach Donezk geschickt werden. Ein Zuschuss des Bundesinnenministeriums ermöglichte die Anschaffung einer guten Büroausstattung. Im August 2001 konnte das ?Bochumer Haus? durch Oberbürgermeister Rybak und Bezirksbürgermeister Beschula eröffnet werden.

Zusammenarbeit mit dem Territorialen Zentrum des Kiewer Bezirks - Qualifizierung von Mitarbeiterinnen in der Altenpflege
Die Nachbarschaft im gleichen Gebäude mit dem Territorialen Zentrum zur Versorgung der Invaliden und Rentner im Kiewer Bezirk ließ von Anfang an eine bedeutende Zusammenarbeit entstehen. Die 48 Mitarbeiterinnen des Zentrums betreuen schwerbehinderte, alleinstehende und in der Regel alte Menschen im hauswirtschaftlichen Bereich. Häusliche Pflege mit Grund- und Behandlungspflege in unserem Sinne ist dort unbekannt. So entwickelten wir in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Westfalen und dem Perthes-Werk ein Modell zur "Qualifizierung von Mitarbeiterinnen in der Altenpflege". Eine am Seminar für Altenpflege in Bochum - Linden ausgebildete Mitarbeiterin ging als "Lehrerin für Altenpflege" für ein halbes Jahr nach Donezk. Als Russlanddeutsche sprach sie russisch und konnte so in besonderer Weise die Inhalte von Pflege vermitteln. Das Engagement und die Begeisterungsfähigkeit von Ludmila Stettinger ließ diese vom Diakonischen Werk Westfalen und der Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" geförderte Maßnahme zu einem großen Erfolg werden. 19 Frauen arbeiten nun auch pflegerisch in den Territorialen Zentren. Natürlich lief nicht alles so einfach wie gedacht. Da wir Ludmila für ihren Aufenthalt in Donezk bei der Berufsgenossenschaft usw. versichern mussten, wurde die Gründung eines Vereins erforderlich. So gründeten nur wenige Mitglieder den "Freundeskreis Bochum - Donezk e.V.", der den offiziellen Rahmen für unsere Aktivitäten bildet.

Ausbildung von Multiplikatorinnen für die Übernahme des Unterrichts in der 2. Qualifizierungsmaßnahme im Fach "Pflege"
Fünf besonders qualifizierte Absolventinnen der ersten Maßnahme wurden in einer weiteren Maßnahme zu zertifizierten Multiplikatorinnen ausgebildet. Diese Mitarbeiterinnen führten den Unterricht im Fach "Pflege" in der zweiten Maßnahme zur Qualifizierung von Mitarbeiterinnen in der Altenpflege, ebenfalls gefördert vom Diakonischen Werk Westfalen und weiter von der Robert Bosch Stiftung, mit gutem Erfolg durch. Inzwischen wurden insgesamt 36 zertifizierte Pflegekräfte in Donezk ausgebildet. Diese Mitarbeiterinnen geben ihr Wissen an ihre Kolleginnen in den Territorialen Zentren weiter. So entsteht langsam ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Pflegebedürftigkeit kranker und alter Menschen. Die Familien sind in Donezk wie bei uns von der erforderlichen Arbeit überlastet. Inzwischen werden die Multiplikatorinnen auch aus anderen Städten, z.B. Odessa zum Unterricht im Fach Pflege angefordert.

Aufbau und Führung der Sozialstation der Deutschen ev.-luth. Gemeinde im Bochumer Haus
Mit Unterstützung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" konnte in Räumen des ehemaligen Kindergartens im Rahmen des Bochumer Hauses eine Sozialstation errichtet werden. Hier arbeiten fünf Absolventinnen der Kurse unter der Leitung einer "Feldscherin" (Dorfärztin) im Bereich der häuslichen Pflege. Rund 110 Patienten werden von diesen Mitarbeiterinnen unter schwierigen Verkehrsbedingungen gepflegt. Nach der Haltestelle des Busses sind noch einige Kilometer Fußmarsch erforderlich, um die Pflegebedürftigen zu erreichen. Trotz aller Belastungen halten die Frauen durch und sind begeistert von der für Donezk neuen Arbeit. Noch gehfähige Patientinnen und Patienten werden zweimal wöchentlich zur Tagespflege eingeladen. Nach einem Frühstück werden Blutdruck gemessen, Gymnastik gemacht und Massagen durchgeführt. Ein besonderer Kräutertee baut die Widerstandskräfte auf. Nach dem Mittagessen wird gesungen, Gedichte werden aufgesagt, Geschichten von "früher" dürfen natürlich nicht fehlen. Von der Tagespflege werden 34 Personen betreut, die in Gruppen zu jeweils 10 - 12 Personen je nach ihrem Krankheitsbild eingeladen werden. Weiter kommen die Frauen der Tagespflege mit anderen Gästen einmal in der Woche zu einem "Erzählcafe" zusammen. Aus eigener Initiative führen sie Ausflüge durch. Ohne die von der Sozialstation ausgehenden Anregungen wären diese wichtigen Sozialkontakte nicht denkbar. Der Freundeskreis Bochum - Donezk ist über diese Entwicklung sehr erfreut.