Hilfe für Menschen am Rande

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Hilfe für die Menschen am Rande
Bochum Linden Dahlhausen, 06.10.2008

2008-10-06Angehende Aidspflegerinnen aus Donezk besuchen bei ihrem zweiwöchigen Besuch in Bochum unter anderem die Augusta-Krankenanstalt und das Seniorenzentrum am Kesterkamp

Auch das gehört zum Ausbildungsprogramm der angehenden Aidspflegerinnen: Im Lindener Seniorenheim Am Kesterkamp lernen Lydia Schmalz (rechs) und Nadeshda Krasko (links) die Pflege alter und kranker Menschen. Linden. "Hier wird der Mensch als Mensch gesehen" - das ist die wichtigste Erfahrung, die die angehenden Aidspfleger und -pflegerinnen von ihrem zweiwöchigen Ausbildungsbesuch mit zurück in Bochums Partnerstadt Donezk nehmen. Nadeshda Krasko etwa hat bei der Schulung im Seniorenheim Am Kesterkamp besonders die liebevolle Zuwendung für die älteren Menschen durch die Mitarbeiter beeindruckt.

Am Kesterkamp waren sie, weil neben der Besichtigung der Infektionsstation des St. Josef-Hospitals, der Drogenberatung und der Aidshilfe auch das Erlernen der allgemeinen Pflege auf dem Programm stand. Dafür hat die Gruppe auch die ambulanten Dienste der Augusta-Krankenanstalt in Linden bei ihrer Arbeit begleitet.

Es ging auch um Fragen wie "Wie pflegt man eigentlich Aids-Kranke" oder "Wie schütze ich mich dabei vor einer Ansteckung?" "Bei uns in Donezk werden Aids und Homosexualität einfach tot geschwiegen. Drogensüchtige und Prostitution existieren offiziell überhaupt nicht", bedauert Krasko. Gemeinsam mit Sergej Gugev und sechs weiteren Frauen hat sie in Bochum erfahren, dass auch die am Rande Stehenden nicht übersehen, sondern als Menschen wahr genommen werden. Auch ein Tag im Hospiz stand auf dem umfangreichen Ausbildungsprogramm. "Das Gespräch gehört zur Pflege und Betreuung Schwerkranker und Sterbender dazu," lernte Natalja Heinzel dabei. "Die Einstellung zu Aids ist hier viel offener, in der Ukraine outet sich ein Betroffener einfach nicht, denn er weiß, er würde wie ein Aussätziger behandelt. Alle, auch die Familie, würden sich von ihm abwenden." Damit umreißt Ludmilla Pelich das große Problem, das in ihrem Heimatland herrscht.

Der Verein "Freundeskreis Bochum-Donezk" organisierte diese Ausbildung gemeinsam mit Bürgermeisterin und Frauenärztin Dr. Astrid Platzmann-Scholten und der Aidshilfe. Die Ukraine ist in Osteuropa das Land mit der höchsten HIV-Verbreitung unter Erwachsenen. Deshalb sind Aufklärung, Prävention und Pflege Erkrankter so wichtig.

Bei der Drogenberatung, in der Aidshilfe, beim Patientenfrühstück im Hospital, im Hospiz und auch bei der Prostituiertenhilfe Madonna, überall erfuhr die Gruppe vor allem eines: Auch der Mensch am Rande der Gesellschaft ist und bleibt ein Mensch. FHR

Quelle: derwesten.de