Ein Hobby mit Geschmack

Lore_webMan nennt sie die "Marmeladenfrau". Lore Potyka hat ein seltenes Hobby: Marmeladen machen. Mehr als 70 Sorten schmücken ihren Bestand, teils selbst kreiert, teils nach bekannten Rezepten zusammengebraut. Dazu kommen noch Gelees, Marmelees und Fruchtschnitten in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Wer zum Frühstück bei den Potykas eingeladen ist, darf sich über das wohl reichhaltigste Marmeladenangebot weit und breit freuen.

Die süßen Delikatessen werden überwiegend für einen guten Zweck verzehrt, denn der Verkaufserlös geht an die Gesellschaft Bochum-Donezk, die leukämiekranken Kindern in der Ukraine hilft. Dafür steht Lore Potyka im Sommer, wenn frische Früchte und frisches Obst Saison haben, durchschnittlich fünf Stunden in der Küche, um die Massen an frischen Früchten zu waschen, zu schälen und zu entkernen. Natürlich hilft Ehemann Gert Potyka mit. Er ist Fachmann für den Dampfentsafter und das Aussieben des Fruchtfleisches sowie das "Durchnudeln" im Riesentopf. "Ich war sogar schon wegen eines Tennisarms in Behandlung", verrät der Freizeitkoch.  

Die Potykas köcheln und werkeln mit vollem (Körper-)Einsatz. "Manches Obst bekommen wir gebracht, einiges pflücken wir selber", erklärte Lore Potyka, die selber am besten weiß, wie anstrengend Marmeladen machen ist. Warum die beiden all die Arbeit auf sich nehmen und im Sommer sogar gerne auf Urlaub verzichten, ist ganz einfach: "Menschen müssen sich engagieren für die, die weniger haben." Außerdem macht es ihnen einfach Spaß.

Angefangen hat es im Jahre 1992 mit ein paar Gläsern, die erst in der Verwandtschaft und Bekanntschaft immer beliebter wurden, dann auf einem Basar einen kleinen Gewinn erzielt haben. Der Erlös ging an ein Dorfprojekt in Indien. Seitdem ist der Marmeladenbestand in Potykas Keller von Jahr zu Jahr gewachsen und hilft mittlerweile vielen kranken Kindern im Osten, auch mal etwas genießen zu können: Knapp 6 600 Euro Gewinn für die Donezk-Hilfe ergaben sich aus 660 Kilo Zucker und gut 3 300 Marmeladengläsern.

"Nach dem Schnellballprinzip erfahren immer mehr Leute von den Marmeladen", und sie scheinen immer begehrter zu werden. Kein Wunder bei dem einzigartigen Geschmack und den einmaligen Kreationen. Für Gert Potyka fast zu kreativ: "Abartige Kombinationen sind das", lacht der fleißige Mann. "Und die Leute lieben es." Er bleibt lieber bei den eher konservativen Sorten Erdbeere und Apfel, aber wer gerne ausprobiert, ist bei Lore Potyka genau richtig: Grüne Tomate mit Ingwer als extravagante Spezialität, Josta-Marmelees, Wildpflaumenmarmelade mit Banane, exotische Feigen-Aprikosen-Nuss-Mischungen nach türkischem Vorbild oder Kürbis-Orange sind nur einige der gut 100 Geschmackskombinationen - je nach Saisonangebot.  

Satt gegessen haben sich die Potykas noch nicht. "Meine Lieblingsmahlzeit ist das Frühstück", versichert Lore Potyka. Um nicht den Überblick zu verlieren, werden alle Neukreationen fein säuberlich aufgeschrieben, ansonsten klappen die Supermarmeladen aus dem "Eff-Eff". Nach Telefonaten mit der biologischen Fakultät und der Lektüre einiger Bücher über Wildfrüchte klappt das Marmelade machen wie am Schnürchen. Die Leute lieben die Leckereien, und die Kinder in Donezk lieben Lore und Gert Potyka.

Quelle: WAZ Bochum Bericht u. Fotos von Anita Horn