Hilfe aus Bochum muss weiter fließen

22_Donezk-GesellschaftWenn die Überlebensrate der leukämiekranken Kinder in Donezk mittlerweile bei rund 80 Prozent liegt, dann ist das auch ein Verdienst der Hilfe aus der Partnerstadt Bochum. Doch diese Erfolgsbilanz ist für die Gesellschaft Bochum-Donezk kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen - im Gegenteil: In Zeiten von Hartz IV fließen die Spendengelder weniger großzügig, während die Krankheitsbilder der Kinder immer komplexer werden. Mit der traditionellen Tombola auf dem Weihnachtsmarkt trommeln die ehrenamtlichen Helfer am Wochenende für das Hilfsprojekt. Und Chefärztin Dr. Katharina Vilchevskaya von der onkologischen Klinik in Donezk informierte jetzt in Bochum über die Situation in ihrer Heimat.

Für die krebskranken Kinder zählt jeder ?Spenden-Euro?
Heilungschancen haben sich verbessert, doch Therapie bleibt oft unbezahlbar

Einmal pro Jahr reist Dr. Katharina Vilchevskaya aus der Ukraine nach Bochum - doch ihre Besuche sind viel mehr als reine Routine: Aus erster Hand kann sie von den Entwicklungen an der Klinik für leukämiekranke Kinder in Donezk berichten - von Fortschritten, Lichtblicken, aber auch von den Schwierigkeiten des Alltags.

Denn die ?orange Revolution? in der Ukraine hat die großen Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden, kaum erfüllen können: ?Für uns hat sich in der Zusammenarbeit wenig geändert, aber für die Klinik ist es vor Ort schwieriger geworden?, weiß Margrit Mizgalski von der Gesellschaft Bochum-Donezk.

Mit den Spendengeldern, die die Initiative für die Kinderkrebsklinik seit 1992 sammelt, werden vor allem wirksame Medikamente angeschafft. ?Inzwischen produzieren alle großen Pharmafirmen selbst in der Ukraine, so dass keine Importe mehr nötig sind und die Medikamente vor Ort gekauft werden können?, erläutert Mizgalski. Hilfsmittel wie Spritzen, Kanülen oder OP-Handschuhe werden aber weiterhin aus Deutschland per Hilfstransport nach Donezk gebracht.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Weiterbildung von ukrainischen Ärzten und Pflegepersonal in Deutschland. Medizinisch betreut wird das Hilfsprojekt von Professor Havers, dem Ärztlichen Direktor der Universitätskliniken Essen. Kritische Fälle aus Donezk werden mit ihm und der Leiterin der Donezker Kinderklinik besprochen und ein Behandlungsplan erstellt.

Für die Medikamente und Hilfsmittel wird eine Bedarfsliste zusammen gestellt. ?So können wir sicher stellen, dass die Spendengelder der Bochumer tatsächlich der Behandlung der kranken Kinder zukommen.?

Zwar konnte die Überlebensrate der Kinder durch die Hilfe aus Deutschland von rund 5 bis 10 Prozent auf nunmehr etwa 80 Prozent gesteigert werden, doch noch immer ist die Unterstützung dringend notwendig: ?Die Leukämie-Erkrankungen selbst sind im Laufe der letzten Jahren komplexer geworden?, so Margrit Mizgalski. ?Die Verweildauer der Kinder auf der Station ist deutlich länger geworden, die Warteliste für einen Platz auch.?

Inzwischen können auch modernste Behandlungsmethoden wie Knochenmarktransplantationen in Donezk durchgeführt werden. Die Lebenschancen für die Kinder erhöhen sich - doch ihre Eltern sind nach wie vor kaum in der Lage, Behandlungen und Medikamentenkosten zu tragen - hier setzt die Unterstützung aus Bochum ein.
Um den Bedarfsplan für das kommende Jahr festzulegen, reiste Dr. Vilchevskaja jetzt für eine Woche nach Bochum und Essen. ?Doch wir merken, dass es immer schwieriger wird, Spenden zu sammeln?, bekommen die Initiatoren des Projektes zunehmend die angespannte wirtschaftliche Lage hierzulande zu spüren. ?Es könnte sein, dass wir im nächsten Jahr mit weniger Mitteln auskommen müssen?, ist Mizgalski das Bedauern deutlich anzumerken.

Mit der traditionellen Tombola auf dem Weihnachtsmarkt will die Gesellschaft Bochum Donezk noch einmal kräftig die Werbetrommel rühren: ?Wir sind am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Dezember, auf dem Husemannplatz vertreten?, lädt Vorsitzende Jutta Kreutz alle Bochumer zu einem Abstecher ein.

Am Samstag kommt eine Bürgergruppe aus Donezk nach Bochum und wird natürlich auch dem Stand auf dem Weihnachtsmarkt einen Besuch abstatten. Dass die Solidarität der Bochumer mit ihrer Partnerstadt nach wie vor groß ist, das möchten die Mitarbeiter der Gesellschaft Bochum-Donezk ihren ukrainischen Gästen bei dieser Gelegenheit gerne zeigen: ?Die Lose für den guten Zweck kosten 50 Cent. Zu gewinnen gibt es Sachpreise - vom Frühstückskorb über Deko-Artikel und Spielzeug bis hin zu selbstgemachter Marmelade.? Doch egal, welchen Gewinn man von der Tombola nach Hause trägt: Gewinner sind auf jeden Fall die krebskranken Kinder in Bochums Partnerstadt. Pe

Quelle: Stadtspiegel Bochum